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beständen und Galeriewäldern der Hochflächen treten Akazien,
Delebpalmen, Affenbrot-, Butterbäume und andere Kultur-
gewächse auf. Die Fülle der Vegetation Kameruns zeigt auch
unser Bild. (Abb. 83.) swir sehen rechts die Ölpalme, auf der
linken Seite der Dorfstraße die schlanke Kokospalme, die Banane
(zwischen der ersten und zweiten Hütte) und den Banianbaum, einen Ver-
wandten des Feigenbaumes, aus dessen milchigem Safte Kautschuk
gewonnen wird. Wir erkennen die eigenartigen Hütten der Ein-
geborenen, von denen wir früher schon sprachen (siehe Afrika!), vor
Abb. 83. Kamerun. Dorf mit Blick auf den Kamerunberg.
Aus Eschner, Deutschlands Kolonien. Verlag üon F. E. Wachsmulh, Leipzig, Kreuzstr. 3.
der zweiten Hütte eine Anzahl Kinder, die sich im Kreise um
ihren schwarzen Lehrer scharen und seinen Worten lauschen, am
Ende der Dorfstraße ein Regierungsgebäude, im Vordergrunde
noch zwei Offiziere der Schutztruppe, die augenblicklich den Unter-
richt des farbigen Lehrers beachten, auch zwei farbige Soldaten
bei einer Negerfamilie u. a. in.]. In den Pflanzungen — sie finden
sich am meisten und ausgedehntesten in den Küstenebenen —
werden Aams, Durra, Maniok, verschiedene Gemüse. Hülsen-
srüchte, Mais, Indigo, Baumwolle, Bananen, Ölpalmen,
Kokospalmen, Kasfee, Kakao, Pfeffer, Tabak, hin und wieder
auch Apfelsinen und Zitronen u. a. m. gewonnen, und in den
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Extrahierte Ortsnamen: Kameruns Afrika Kamerun Kamerunberg Deutschlands Leipzig Dorfstraße Durra
— 257
Q
scheinen einen
letzten Rest
der ältesten
Urbevölke-
rung zu bil-
den. Sie leben
vielfach nur
von Jagd und
Viehraub.
Es sind sonst
stille Men-
schen, die
teilweise auch
Gartenbau
betreiben.
Hottentot-
ten und
Buschmän-
ner gehören
zu den hell-
sarbigenur-
bewohnern
Südafrikas.
Die Hotten-
totten (unter
ihren Stäm-
men sind die
Zwartboois
und Bondel-
zwarts am
bekanntesten)
haben eine
ledergelbe
Hautfarbe,
die stark zur
Runzelbil-
dung neigt.
Ihre Haare
sind büschel-
artig ver-
filzt. Sie sind unreinlich, faul, trunksüchtig und hinterlistig.
Ihre Sprache zeichnet sich durch die seltsamen Schnalzlaute
aus. Ihre Wohnungen sind bienenkorbähnliche Hütten. Eine
Menge von Hütten bilden einen Kraal (Dorf). Sie leben von
Heise u. Marquardt, Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten. Iii. 17
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
— 267 —
— von einer Anzahl von Eingeborenen Wafsai^ begleitet — einen
Aufstieg zum Kilimandscharo unternimmt, soeben den Urwald
durchwandert hat und nun auf einer freien, baumlosen Ebene
rastet. Trüger und Diener haben ein Feuer angezündet und
scheinen das Mahl bereiten zu wollen. — Alles übrige läßt sich un-
schwer ablesen). Noch sei bemerkt, daß der Nordabhang des Kili-
mandscharo, der ziemlich unvermittelt zur Hochebene abstürzt,
im Regenschatten liegt und darum wasserarm und auch weniger
Abb. 89. Blick vom Kilimandscharo auf die Massaisteppe und das Uguenogebirge
mit Djipesee.
Aus Eschner, Deutschlands Kolonien. Verlcig von F. E. Wachsmuth, Leipzig, Kreuzstr. 3.
fruchtbar ist. Westlich erhebt sich im Meru ein ähnlicher Vulkan-
kegel bis zu einer Höhe von 4700 m.
Von den Wasserlüusen Deutsch-Ostasrikas sind die dem Meere
zueilenden Flüsse, wie Pangani, Wami, Rusidji und Rovuma
(südlicher Grenzfluß) dauernde, von reißendem Laufe, zu Strom-
schnellen geneigt, jedoch von ungleichmäßigem Wasserstande und
im Mündungsgebiete durch Barren in ihrer Bedeutung sür die
Schiffahrt herabgesetzt. Sie entspringen zumeist auf dem Ost-
afrikanischen Schiefergebirge. Der Pangani wird durch zahl-
reiche Zuflüsse, welche an den Südabhängen des Kilimandscharo
ihren Ursprung haben, gespeist. Außer ihm wird noch der Rufidji
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
— 113 —
hieß die Stadt Jedo. Sie liegt am innersten Winkel der Bucht
gleichen Namens und hat l8/4 Millionen Einwohner. Sie war
schon im 17. Jahrhundert durch die Gunst der Herrscher zu einer der
größten und volkreichsten Städte der Welt aufgeblüht. Revolution
und Brände brachten in der Folge der Stadt großen Schaden.
Doch erholte sie sich immer wieder zu neuem Leben, und seit dem regen
Verkehr mit dem Auslande sind im wichtigsten Teile von Tokio
an die Stelle enger Gassen mit einstöckigen Holzhäusern, die teil-
Ulllltiltli'c
Abb. 40. Jokohama. Die 100 Stufen.
Aus einem Führer der Hamburg-Amerika-Linie.
weise Hütten ähnelten, jetzt schöne, breite Straßen mit bequemen
Seitenwegen, mit Baumreihen und teilweise Prächtigen Bauten
und Geschäftsräumen getreten. Freilich, in den entlegeneren
Stadtteilen sind die Straßen auch heute noch schmal und die
Häuser leicht aus Holz gebaut. Sie sind meist ein-, höchstens
aber zweistöckig. Das Innere ist gewöhnlich ohne Möbel mit
Matten bedeckt. Tokio ist natürlich auch Sitz der Regierung.
Sehenswert ist der neue Palast des Mikado. Außer einer Universität
hat es zahlreiche andere Bildungsstätten. Eine bekannte Er-
scheinung in den Straßen Tokios wie auch anderer japanischer
Heise u. Marquardt, Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten. Iii. 8
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
— 93 —
Verarbeitung hin und gewährt vielen Beschäftigung durch
Schlagen und Flößen des Holzes; kunstreiche Schnitzer und
geschickte Drechsler verarbeiten besonders das Holz der Zirbel-
kieser. Die Bewohner mancher Täler wandern in die Fremde,
um die Erzeugnisse ihres Fleißes umzusetzen: der Zillertaler mit
Lederwaren, der Pustertaler als Teppichhändler, der Lechtaler mit
Schnittwaren und Sehenswürdigkeiten. Eine Lieblingsbeschäftigung
aller Alpler ist die Zagd, besonders die Gemsenjagd, der nicht
nur Männer, sondern zuweilen auch Frauen und Mädchen mit
ihrem „Stutzeu" fröhnen. Außer diesem oft zur Leidenschaft ge-
steigerten Hange zur Jagd besitzeu die Alpenbewohner noch andere
gemeinsame Züge. Die oft mit Lebensgefahr verbundenen Arbeiten
für den Haushalt oder die Wanderungen über das Gebirge ver-
leihen dem Alpler Mut und stärken seinekörperkrast und sein
Selbstvertrauen; sie richten aber auch seinen Blick nach oben
und erhalten ihm seinen sronunen Sinn; das Selbstvertrauen
wächst zum Selbstbewußtsein, das sich ün Stolz auf seine heimischen
Gefilde und in einer starken Freiheits- und Vaterlands-
liebe äußert. Die Frische der Alpler offenbart sich in ihrer
Gesangeslust und ihre Kraft und Gewandtheit in den mancherlei
Volksbelustigungen. Gemeinsam ist auch allen deutschen Alpen-
landschaften die Bauart der Häuser. Das flachgiebelige, weit-
vorspringende Dach ist mit Schindeln gedeckt; das obere Stock-
werk ist aus Holz gezimmert; ein hölzerner Altan läuft am Hause
an mehreren Seiten entlang, und der Giebel ist mit Schnitzwerk
geziert. Die vordere Hälfte des Hauses enthält die Wohnung
für die Menschen, die hintere die Viehställe; darüber ist die
Scheune, zu welcher eine flache Brücke hinaufführt. Auch die
Tracht der Bevölkerung hat noch einige gemeinsame Züge be-
wahrt. Dahin gehört der beiden Geschlechtern gemeinsame Hut.
Die Männer tragen einen grauen Lodenrock; die Hose, aus Gams-
oder Ziegenleder, läßt das Knie frei; der Gürtel, ein Schmuckstück
der Bekleidung, ist mit Namenszügen und Figuren bestickt.
Im Sommer sind die Alpen das Ziel einer von Jahr zu
Jahr sich mehrenden Zahl von Reisenden, welche die erhabene
Gebirgswelt teils zu wissenschaftlichen oder künstlerischen Zwecken
durchforschen, teils in der reinen und stärkenden Gebirgslust
Kräftigung ihres Körpers und im Anschauen der großartigen Alpen-
natur Erhebung und Erfrischung ihres Geistes suchen.
Blick auf Lage und Ausdehnung der Alpen. Sie liegen. in der
Mitte W-Europas und fast genau in der Mitte zwischen Äquator
und N-Pol. Bei einer Länge von 1100 km und einer Breite von
160—250 km beträgt der Flächeninhalt des Alpengebiets die Hälfte
der Flächengröße des Deutschen Reichs. Sie sind das h ö ch st e G e -
birge Europas, und es liegt die gewaltigste Erhebung (Montblanc
4810 m) an dem Knick, wo die ns-e Richtung in die wö-e übergeht.
Gliederung. Außer der Einteilung in die n-en und s-en
Kalkalpen und die zentrale Hauptkette unterscheidet man West-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
— 11 —
treu sein Tagewerk, bei welchem er zumeist von einer Sennerin,
einem Knecht und einem Buben unterstützt wird. Die Kühe bleiben
immer auf der Weide, nur bei ungünstiger Witterung werden sie in den
Ställen untergebracht. Morgens und abends werden sie in der Nähe
der Sennhütte gemolken, wohin sie die Schalmei des Sennen ruft. Senne
und Sennerin bekommen oft tagelang keinen Menschen zu sehen. In
bestimmten Zeiträumen kommt ein Knecht des Dienstherrn herauf, um die
fertige Butter und den hergestellten Käse (Schweizerkäse) abzuholen
und Lebensmittel zu bringen. Hin und wieder kehren auch Touristen
in der Sennhütte ein. Wenn aber der Winter seine ersten Boten in die
Berge sendet — und das geschieht gewöhnlich schon Ansang September —,
dann zieht der Senne mit seiner Herde wieder zu Tale.
„Ihr Matten lebt wohl, ihr sonnigen Weiden,
Ter Senne muß scheiden, der Soinmer ist hin."
Höher hinauf uoch als der Senne, selbst bis in hochgelegene Felsen-
täler, steigt der Geisbub mit seinen Ziegen. Er pflegt aber allabendlich
in das Dorf znrückzukehreu. Auch der Wurzelgräber findet hier oben
seinen kärglichen Verdienst. Er sucht — oft unter Lebensgefahr —
besonders nach den Wurzeln des gelben Enzians, welche zu Arznei-
Mitteln verwendet werden. Mit großer Lebensgefahr ist auch die Arbeit
des Wildheuers verbunden, der an den dürftigsten Stellen des Gras-
Wuchses, wo also die Matten schon aufhören, noch Gras schneidet und
dann das Heu auf dem Rücken in seine Hütte hinabträgt. — Die herr-
lichen Wälder der Alpen ernähren Holzfäller, Köhler und Jäger.
Letztere stellen besonders der flüchtigen Gemse nach. — Während des
langen Winters treiben die Bewohner der Hochschweiz Hausindustrie.
Sie weben oder schnitzen aus dem Holze der Zirbelkiefer und auch
aus den Knochen der Tiere allerlei Gegenstände, die dann den die Schweiz
bereisenden Fremden als Andenken an ihre Reise verkauft oder auch
auswärts abgesetzt werden. — In den geschützten Alpentälern, die sich
dnrch ein milderes Klima auszeichnen, ganz besonders in den nach
Süden gerichteten, wo schon das Mittelmeerklima seinen Einfluß geltend
macht, steht der Ackerbau ungleich höher. Hier gedeihen Getreide,
Obst, Wein und Südfrüchte. — Der Fremdenverkehr ist für den
Bewohner der Schweizer Alpen eine überaus wichtige Einnahmequelle,
wenngleich auch alle Teile der Schweiz davon Gewinn haben. All-
jährlich reisen Tausende und Abertausende in die Alpen, um alle die
anziehenden Schönheiten derselben mit eigenen Augen zu schauen. Unter
den Sommergästen bilden die Deutschen das Hauptkontingent. Und
man muß es den Bewohnern der Schweiz zugestehen, daß sie für die
Reisenden trefflich zu sorgen wissen. Ihr Gasthaus- und Führerwesen
ist mustergültig. — Immerhin sind aber auch einzelne Gegenden so
arm, daß viele Bewohner in der Fremde ihren Erwerb suchen müssen.
Doch treibt es den Schweizer, wenn er sich etwas verdient hat, immer
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien]]
— 9 —
Tessin die Straße mit großen Kosten wesentlich verbessert. Der Verkehr
hob sich bedeutend. Visher hatte man drei, vier und mehr Tage
nötig gehabt, um von den Ufern des Vierwaldstätter Sees bis an die
italienische Grenze zu kommen. Jetzt konnte man dieselbe Strecke mit dem
Eilwagen in achtzehn Stunden zurücklegen. Auch von schweren Frachtwa-
gen konnte die so
ausgebautekunst-
straße nun be-
fahren werden. —
Im Jahre 1882
wurde dann die
Gotthardbahn
eröffnet, deren
Bau zehn Jahre
in Anspruch ge-
nommen hatte,
und jetzt legt der
Bahuzug deneben
erwähnten Weg in
ebensoviel Stun-
den zurück als vor
hundert Jahren
Tage nötig waren.
Der Schnellzug
fährt kaum vier
Stunden. Der
Gotthardtun-
nel zwischen Gö-
schenen und Ai-
rolo,dessenlänge
fast 15km (14900
m) beträgt, durch-
bohrt tief unter
Andermatt und
Hospental das
Berginnere. Er
bedeutet einen Triumph des menschlichen Geistes über die rohen Strafte der
Natur. Rühmend sei der tapferen deutschen und italienischen Arbeiter gedacht,
welche sich einander entgegenarbeiteten. Wer kann ihre Freude beschreiben,
als sie endlich ihre Stimmen gegenseitig vernehmen konnten. Und als
dann Dynamitpatronen auch die letzten Felstrümmer beseitigten, welche die
Mutigen noch trennten, da umarmten sie sich unter Tränen der Freude
und der Begeisterung. Leider durften nicht alle die Treuen diese freudige
Stunde erleben. Viele von ihnen wurden ein Opfer der gefährlichen Arbeit.
Abb. 6. Gotlhardbahn bei Massen.
Aus Lehmanns Geogr. Charakterbildern. Verlag von F. E. Wachsmuth,
Leipzig, Kreuzstr. 3.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
— 10 —
Natürlich war der Bau des ganzen Schienenweges der Gotthardbahn ein
außerordentlich schwieriger, und zahlreiche andere Tunnels (im ganzen
59) wurdeu gesprengt, um freie Bahn zu schaffen. Eine große An-
zahl Brücken und Viadukte mußten gebaut werden. Die Gotthard-
bahn beginnt bei Luzeru am Vierwaldftätter See, verläuft u. a.
auch parallel zur Axenftraße (siehe den Vierwaldftätter See!) und
endet bei Bellinzona im Kanton Tessin. Der interessanteste Teil
der Bahnstrecke liegt unterhalb Göschenen, bei Massen (Abb. 6>.
Bahnschleifen, Brückenbauten und Tunnels müssen hier die gewaltige
Steigung überwinden helfen. Der Reisende sieht hier, wenn ihn die
Bahn aus den zahlreichen Tunnels herausführt, die reizend gelegene
Waffener Kirche bald über, bald hinter, bald vor, bald neben, bald
unter sich.
„Die ehedem so belebte Straße über den Gotthard ist nun still ge-
worden. Keine Post geht mehr über die Höhe des Passes, und der
Peitschenknall des Frachtfuhrmanns, der Schelleuklang der Saumrosse
läßt sich höchst selten noch hören . . . Das berühmte Hospiz unfern der
Paßhöhe, das alljährlich Tausenden armer Passanten eine warme Suppe,
Brot und ein Nachtlager bot, die schöne Gotteshütte, der Pestalozzi wünschte:
„Auf deinem Herd erlösche nie das Feuer!
Nimm alle Armen auf iu deine Mitte!
Bleib' immer du das königliche Haus,
In dem die Liebe gehet ein und aus",
sie ist eingegangen; denn auch der Arme wird lieber durch den Tunnel
fahren — die 15 km lange Strecke kostet ja nur 80 Pfennige Fahrgeld —,
als über den hohen Paß zu Fuß wandern." (Weigeldt.)
Noch sei die Splügenstraße erwähnt, welche vom Hinterrhein
zum Comersee führt und die Teffiner oder Lepontinischen Alpen
von den Nhütifchen oder Graubüudner Alpen fcheidet. Der Schölle-
nenfchlucht im Gebiete der Gotthardstraße entspricht hier die Via mala,
d. h. schlimmer Weg. Hier windet sich die Straße bald an senkrechten
Felswänden hin, bald durchbricht sie das Gestern, bald setzt sie über
schauerlich schöue Felsschlünde. Sie steht an Wildromantik nicht hinter
der Gotthardstraße zurück. Sie nimmt bei Thusis ihren Anfang und
endet bei dem italienischen Städtchen Chiavenna.
Im alpinen Gebiete bildet die Viehzucht die Haupterwerbsquelle.
Auf den hochgelegenen Matten — in einer Höhe von etwa 1300 in be-
ginnend —, wo wegen der mangelnden Wärme der Ackerbau nicht mehr
möglich ist, da gedeihen würzige Gräser und Kräuter, welche die Rinder-
zucht ermöglichen. Sobald der Frühling seinen Einzug in die Berge
hält, zieht der Senne mit seiner Herde zu den Matten. Der Aufzug in
die Berge gleicht einem Volksfest. Auf der Alm und in der einsam
gelegenen Sennhütte, die an einer möglichst geschützten Stelle errichtet
ist, verweilt der Senne nun während des knrzen Sommers und verrichtet
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
auf dem Gebiete der Volksbildung zu sein, über kurz oder lang entreißen könnet) Es
ist aber für ein Volk vielleicht noch bedenklicher, auf dem Gebiete der geistigen Kultur-
geschlagen zu werden, als auf dem Kriegsschauplatz. Gott wolle darum verhüten, daß wir
auf den alten Lorbeeren einschlafen, wie Preußen einst eingeschlafen war anf den Kriegs-
lorbeeren Friedrichs des Großen. Einem Zweige des Volksbildungswesens gilt es heut-
zutage ganz besonders vollste Aufmerksamkeit zuzuwenden, dem Fortbildungsschnl-
wesen, dem Bildungswesen der Jünglinge und Jungfrauen. Möge man darauf doch in
unserem Vaterland mit heiligem Eiser bedacht sein und sich der Erkenntnis nicht ver-
schließen, daß die Größe und Macht der Staaten im letzten Grunde doch nur in der geistigen
und sittlichen Tüchtigkeit der Bewohner sicher basiert ist.
Einen hohen Grad der allgemeinen Volksbildung treffen wir auch in den fkan-
dinavischen Königreichen. Sowohl in Schweden-Norwegen als in Dänemark gehören
Analphabeten zu den größten Ausnahmen, was ganz besonders für Norwegen hohe An-
erkennung verdient, da die Unwegsamkeit des Landes für das Schulwesen ein großes
Hindernis ist. Eine ganz besondere Beachtung verdient Dänemarks Bil-
dungswesen. Hier ist es das Volk selber, — speziell die Baueru, — das
eifrig bemüht ist, für eine Ergänzung der Schulbildung im Jünglings-
und Jungfrauen alter zu sorgen. Aus eigenem Antriebe haben die dänischen
Bauern an 70 „Volkshochschulen", — Bauern-Universitäten hat man sie
wohl genannt, •— gegründet. Im Winter werden dieselben 6 Monate von
den jungen Bauern, im Sommer 4 Monate von den Töchtern besucht. In
jedem Jahre kehren ca. 10000 junge Bauern und Bauerntöchter aus den
Hochschuleu in die Dörfer zurück. Die Folge dieser Einrichtung ist gewesen,
daß der dänische Bauernstand sich zum gebildetsten der ganzen Welt empor-
geschwungen hat. Welch ein reges geistiges Leben auf den Dörfern herrscht,
zeigen iusbesondere die Vereinshäuser, deren sich fast in jedem Dorfe eins
findet. Ein solches Vereinshaus enthält neben anderen Räumen einen
großen Saal, der mitunter 6—800 Menschen faßt. In ihm werden Vor-
trags-Versammlungen abgehalten, in manchen Dörfern in jeder Woche eine.
Die dort gehaltenen Vorträge bringen sowohl Themata allgemein bil-
dender als auch socialer und politischer Natur. In dem Saal übt sich aber
auch die Jugend im Winter in der Gymnastik, die jungen Bauern an zwei
Abenden, die Töchter an zwei anderen Abenden. In einzelnen Dörfern
sängt man sogar an, Konzerte berufener Musiker in ihnen zu veranstalten.
Hand in Hand mit diesem geistigen hat sich ein rascher materieller Auf-
schwung vollzogen. Dänemarks Viehzucht z. B. ist zweifellos die rationellste
und bedeutendste Europas. „Dänische" Pferde, „dänische" Butter, „dänische"
Schweine spieleu bereits auf dem auswärtigen Markte eine große Rolle.
Jährlich können an 100 000 Kühe und Ochsen und 14 000 Pferde ausgeführt
werden (siehe dagegen Deutschland und andere Staaten im letzten Teil des
Buches, Kulturgeographie.)
Eine gute Schulbildung treffen wir auch in der Schweiz, wo ebenfalls Schul-
zwang besteht, und wo sich nur reichlich l°/0 Analphabeten unter den Rekruten befinden.
Wir kommen zu dem Schluß, daß gerade in den germanischen Ländern die Volkskultur
sehr hoch steht. Nur für Großbritannien trifft das nicht so recht zu. Ein Schul-
zwang besteht nur in Schottland, und 1876 war noch 19°/0 der Bevölkerung ohne
Schulbildung. — Unter den romanischen Staaten steht, wie wir sehen, Frankreich oben
*) Selbst der Regierungs-Kommissar für die deutsche Unterrichts-Ausstellung auf
der Weltausstellung in Chicago im Jahre 1894 kouute sich solchen Eindrücken nicht ent-
ziehen. In einen« Vortrag erklärte auch er auf Grund der gemachten Erfahrungen, daß
Frankreich unser schärfster Konkurrent sei. Er verschwieg auch das Gutachten eines ameri-
kanischen Schulmannes nicht, daß man in Amerika anfange, das französische Volksbilduugs-
wesen als ein mustergültiges anzusehen; namentlich erkenne man, daß in Frankreich
für neue, lebensvolle Ideen jetzt ein besserer Boden sei als in Deutschland.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Dänemarks
Extrahierte Ortsnamen: Schweden-Norwegen Dänemark Norwegen Europas Deutschland Schweiz Schottland Frankreich Chicago Frankreich Amerika Frankreich Deutschland
— 86 —
wald mit Erfolg entwickeln können. Die zahlreichen Bäche boten sich als treibende
Kräfte dar, das Innere lieferte den Bewohnern genügende Mengen Metall, und
die Wälder spendeten Holz in Fülle. So ist es denn erklärlich, wenn man
überall zahlreiche kleine Industriebetriebe antrifft, als Sägemühlen, Hammer-
werke, Eisenhütten, Glasfabriken, Teerschwelereien, Pechhütten, Kohlenbrennereien
(Meiler) ?c.
(5. Die Holzflößerei.) In größtem Umfang wird im Schwarzwild das
Holzfällen und die Holzflößerei betrieben. Es sind wahre Prachtstämme,
die uns die stolzen Edeltannen des Schwarzwaldes liefern, Stämme bis zu
25—30 m (Vergleich). Mit ihnen werden seit Jahrhunderten besonders die
holzarmen Niederlande versorgt. Von hier aus hat schon mancher Schwarzwald-
stamm als Mastbaum die Meere befahren und ferne Städte und Länder ge-
schaut. — Das Herabflößen der Stämme bietet einen fesselnden Anblick. Zu-
nächst wird eine Anzahl nebeneinanderliegender Stämme zu einem „Gestör"
verbunden. Solcher Gestöre werden dann 20—30 hintereinander zu einer Kette
von x/2—1 km befestigt. „Noch liegt das endlose Floß ruhig und leblos in
dem durch Schleusen aufgestauten Bach, fchon aber beginnt auf ihm und neben
ihm ein reges Treiben. 20—30 Männer und Knaben, mit Stangen, Beilen
und Spitzhauen bewaffnet, stellen sich in bestimmten Abständen ans das Floß.
Auf ein gegebenes Zeichen werden die Schleusen vor und hinter demselben ge-
öffnet. Das Floß wird lebendig, der Wasserschwall hebt es. Jetzt setzt die ge-
waltige Riesenschlange sich in Bewegung. Vorne auf der Spitze, wo nur wenige
Stämme zu einer Art Schiffsschnabel vereinigt sind, und ganz hinten auf dem
Floß stehen die kräftigsten und geübtesten Flößer. Ihnen fällt die schwierige
Arbeit des Lenkens und Stenerns zu. Auf dem mittleren Teil haben neben
Flößern auch andere Personen Platz genommen, die nur zum Vergnügen mit-
fahren, daruuter Knaben von sechs bis acht Jahren. — Jetzt erreicht das Floß
einen kleinen Wasserfall von 2—3 in Höhe. Seine Spitze taucht tief in das
Wasser hinab; bis an die Hüften umbraust die Flut die Steuerer. Heller Jubel
ertönt aus der Knabenschar; an den Weidenruten, mit denen die Stämme ver-
bunden sind, sich haltend, empfangen auch sie die Wassertaufe. Sie haben das
schon öfter erlebt und müssen sich früh daran gewöhnen, um einst tüchtige Flößer
zu werden. Mit reißender Schnelligkeit fchießt das lange Ungetüm an uns
vorüber; es ist nicht möglich, ihm im schnellsten Laufe zu folgen. So geht's
ins Thal hinab von Ort zu Ort. Das nächste Ziel ist der Rhein, das fernere
meist Holland. — Es ist klar, daß solche Fahrten dem Wäldler Mut und Kraft
stählen; er ist ein Wasserheld so gut wie der Küstenbewohner" (n. Buchholz).x)
(6. Kadeorteri Knden-Saden.) Unter den zahlreichen Bade- und Kur-
örteru des Schwarzwaldes sind Baden-Baden und Wildbad, beide im nörd-
i) Eine Eigentümlichkeit des Schwarzwaldes bildet die Niederwaldwirtschaft, auch
Reutbergwirtschaft genannt. Der Niederwald, in der Hauptsache aus Eichengebüsch
bestehend, wird alle 15—20 Jahre vollständig abgeholzt. Die Eichen werden geschält, um
die Lohe zu gewinnen, alles feine Buschwerk aber bleibt in Haufen liegen und wird im
September augezündet. Das ist die Zeit der „brennenden Berge". Die durch die
Asche gedüngte Fläche wird nun ein Jahr lang, so gut die Stümpfe und Stöcke das ge-
statten, mit Korn bestellt. Infolge des fruchtbaren Granitbodens sind die Stöcke, —
deren Lebenskraft durch das Feuer nicht im geringsten beeinträchtigt wurde, — bereits im
zweiten Jahr wieder so kräftig ausgeschlagen, daß die Beackerung eingestellt werden muß.
(Im Odenwald, wo sich diese Niederwaldwirtschaft gleichfalls findet, kann man auf dem
ungünstigen Buut-Sandsteinboden des östlichen Gebirges zwei Jahre lang Getreide bauen.!
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Extrahierte Personennamen: Kadeorteri
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Holland Buchholz Baden-Baden Niederwald Im_Odenwald